Die verfluchten Eier by Michail Bulgakow

Die verfluchten Eier by Michail Bulgakow

Autor:Michail Bulgakow [Bulgakow, Michail]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-462-30860-0
Herausgeber: Kiepenheuer & Witsch Verlag
veröffentlicht: 2015-05-09T16:00:00+00:00


trötete, strömte und stöhnte die Flöte.

Die Wäldchen erstarrten jetzt, und Dunja, wie eine Verderben bringende Nixe, lauschte und schmiegte sich mit der Wange an die männliche rot behaarte und rohe Wange des Lastwagenfahrers.

– Der pfeift ja ganz ordentlich, der Mistkerl –, sagte der Fahrer und schlang seinen starken männlichen Arm um Dunjas Taille.

Die Flöte spielte der Sowchos-Vorsitzende Alexander Semjonowitsch Vluch selbst, und man muss schon sagen: wirklich hervorragend. Es ist nämlich so, dass die Flöte früher einmal Alexander Semjonowitschs Brotberuf war. Bis zum Jahr 1917 arbeitete er im berühmten Konzertensemble des Maestro Petuchow, welches allabendlich das kuschelige Foyer des Kinematografen Zaubertraum in Jekaterinoslawl mit Wohlklang erfüllte. Doch das große Jahr 1917, das schon manch eine Karriere durchkreuzt hatte, ließ auch Alexander Semjonowitsch auf unerwarteten Wegen wandeln. Er sagte Adieu dem Zaubertraum mit seinem staubigen Sternensatin und stach in die offene See, in die See des Kriegs und der Revolution, und die Flöte, die wurde eingetauscht gegen eine tödliche Mauser. Die Wellen warfen ihn hin und her, trieben ihn an Land – mal an der Krim, mal in Moskau, mal in Turkestan oder gar in Wladiwostok. Es hat erst einer Revolution bedurft, um Alexander Semjonowitschs Talente ans Tageslicht zu befördern. Dabei stellte sich heraus, dass Alexander Semjonowitsch eigentlich ein großer Mann ist und sein Platz wahrlich nicht im Traum-Foyer. Ohne auf die Einzelheiten einzugehen, sagen wir nur, dass Alexander Semjonowitsch sich zum Ausgang des letzten Jahres 1927 und zu Beginn 1928 in Turkestan befand, wo er einerseits als Redakteur einer riesigen Zeitung fungierte und andererseits – als örtliches Mitglied der Obersten Landwirtschaftskommission – durch seine Arbeiten auf dem Gebiet der Bewässerung Turkestans eine gewisse Berühmtheit erlangte. 1928 traf Vluch in Moskau ein und bekam seinen wohlverdienten Urlaub: Die Oberste Kommission jenes Vereins, dessen Ausweis der altmodisch-provinzielle Herr mit einigem Stolz in der Tasche trug, drückte ihm ihre Wertschätzung aus – mit einem ruhigen Ehrenamt. Aber ach! Zum Schaden der Republik war Alexander Semjonowitschs kochendes Hirn keineswegs abgekühlt, in Moskau stieß Vluch auf Pfirsichows Erfindung, und im Hotel Das rote Paris an der Twerskaja kam ihm schließlich der glorreiche Einfall, mithilfe von Professor Pfirsichows Strahl binnen eines einzigen Monats die Hühner im Staat zu reanimieren. Vluch wurde in der Kommission für Tierzucht vorstellig, man gab ihm recht, worauf er sich dann mit dem erwähnten festen Papier bei dem kauzigen Zoologen zeigte.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.